200. Melancholie

Melancholie ist eine zarte Dame. Und auch wenn sie die Nebelschleier des endenden Herbstes so mag und sich in den ersten Eissternen am Fenster träumend verliert, so schwingt in mir bei dem Wort „Melancholie“ immer das Bild einer aufblühenden Magnolie mit. Unter dem Duft des sich ankündigenden Schnees zittert schon zaghaft ein leichter Blütenduft.

Melancholie ist nicht gleich bodenloser Traurigkeit und weit, weit entfernt von Depression. Sie ist Verlangsamung, bedachte Blicke und Schrittfolgen. Schwebendes Dahingleiten. Gelassenes Schluchsen.
Mit Mut dem Weh einen Raum geben. Sich leise weinend sanft entleeren. Mit heißen Tränen die schlummernden Blütensamen wiegen.
Melancholie trägt immer auch Hoffnung in sich.
Das macht den Unterschied.

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