315. Basis


Essen, Trinken, ein Dach über dem Kopf, eine gute Arbeit mit gerechtem Lohn, Teilhabe, Gesundheit, Sicherheit und Frieden.

314. Labsal


Nichts erquickt eine
geschundene Seele
so sehr, wie ein
unverhofft geschenktes
Lächeln im Vorübergehen.

313. Kleiderzwang


Meine Haltung: Niemand hat das Recht mir vorzuschreiben, wie ich mich kleide. Weder so, noch so. Meine Entscheidung. Ohne Ausnahmen. Damit ich entscheiden kann, brauche ich Vielfalt zur Auswahl.

312. Berührungen


Menschen, die nach Unberührtheit lechzten,
geben durch ihre Berührungen
dieselbe der Zerstörung preis.

311. Liebe ist


Liebe, in Bezug auf Beziehungen,
ist, oder sie ist nicht.
Kannst du nichts dran ändern.
Also bleib gelassen und heiter.

310. Einsam


Einsamkeit bedeutet, du kannst dein Alleinsein
nicht mehr aus eigener Kraft beenden.

309. Spiel


Das Leben ist ein Spiel.
Spielbrett, Figuren, Einsätze,
Mitspieler und Regeln
wählst du.

308. Dämonen


Wer Angst vor Dämonen hat, wird
sehr gerne von ihnen heimgesucht.

307. Menschenrechte


Menschenrechte muss man sich nicht verdienen.
Sie sind auch kein Leckerli für angepasstes Verhalten.
Man kann sie weder verlieren, verschenken noch aufgeben.
Menschenrechte sind unveräußerliche Rechte.
Jeder Mensch hat sie. Immer. Überall. Ohne Ausnahmen.

306. Begegnungen


Begegnung mit dem Fremden

Haltung A: Wir gleichen uns in vielen Punkten
Haltung B: Du bist ganz und gar anders als ich.
Haltung C: Du bist nicht so, wie du zu sein hättest. Darum mag ich dich nicht!
Haltung D: Du bist anders. Darum bist du schlechter. Darum hasse ich dich. Hau ab!“
Haltung E: Du bist ja gar kein Mensch!

305. Kampfstil


Einen guten Kämpfer erkennt man daran,
dass er nicht um jeden Preis kämpfen muss.

304. Grundlagen


Wir werden Rassismus nicht überwinden, solange wir uns nicht grundlegend mit der Entstehung von Vorurteilen und Stereotypen und dem anscheinend im Menschen angelegten latenten Hang, zum eigenen inneren und äußeren Vorteil, andere Menschen aufgrund von kultureller Herkunft, Status, Religion, Alter, Geschlecht, sexueller Neigung zu diskriminieren, auseinandersetzen.

303. Wandlung

Sei ganz und gar Raupe, dann kommt das mit dem Schmetterling von ganz alleine.

302. Feld


Schlagenden Argumenten ergebe ich mich furchtlos, solange wir
uns dabei ausschließlich auf dem Feld des Geistes befinden.

301. Wollen


Du musst nichts müssen,
aber du könntest wollen,
wenn du denn wüsstest,
was genau du wollen willst.

300. Gefährlich


„Der gefährlichste Mann der Welt?“

„Putin, Trump, Erdogan, oder wer?“

„Der Mann an deiner Seite, der meint du seist sein Eigentum und er könne dich behandeln wie Dreck oder einen Fußabtreter.“

„Oh.“

„Mund zu. Durchatmen. Sacken lassen.“

299. Wer hat


Wenn jemand dir blöd kommt, dich beleidigt und dumm anmacht,
wer hat dann wohl richtig dicke Probleme mit sich selbst?
Genau!

298. Fakenews


Nachrichten (in den Medien) verkünden keine Wahrheiten. Sie erstellen eine Blitzlichtaufnahme aus einer bestimmten Perspektive, mit einer bestimmten Absicht, zu einer bestimmten Zeit, für ein bestimmtes Publikum. Sie lösen aus einem komplexen Prozess ein Standbild heraus. Sie erzählen keine Geschichten, sondern liefern das Futter für den jeweils eigenen, individuell drum herum projizierten Film in deinem Kopf. Das wirklich Interessante an Nachrichten ist das, was du wie aus ihnen machst. Es lohnt sich, sich das ab und an mal wieder bewusst zu machen.

297. Mein Geschäft


„Sie sollten sich mit Ihren politischen Statements zurück halten, Frau Müller. Schadet nur Ihrem Geschäft.“

„Sorry, das ist Teil meines Geschäfts. Man kann die Psyche nicht heilen in einer kranken Gesellschaft.

296. Müll im Kopf


„Soll man Menschen in Seenot retten?“

Allein die Frage zeigt schon, was für ein Müll in vielen Köpfen rum schwimmt.

295. Lebenssinn


Der Sinn des Lebens?
Gib auf dich und andere Menschen acht.
Zolle dem Leben in jedweder Form Respekt.
Verkaufe niemals deine Würde.
Verschenke dein Lachen großzügig.
Teile dein Glück.

294. Wie tickt


Du willst wissen, wie eine Gesellschaft tickt? Dann schau dir an,
wie diese mit ihren Alten, Kindern, Kranken und Schwachen umgeht.
Dann weißt du alles.

293. Quellen der Hoffnung


„Wo nehmen Sie Hoffnung her, in so hoffnungslosen Zeiten?“

„Ich schöpfe sie aus den kleinen Dingen, aus jeder freundlichen Geste, aus jedem geschenkten Lächeln, aus jeder gereichten Hand, aus jeder Geste der Mitmenschlichkeit. Das Reservoir ist überschaubar, der Überlauf kaum genutzt, doch die Quelle scheint unerschöpflich. Immer noch.“

292. Endlichkeit


„Fänden Sie ewiges Leben für die Menschen nicht wunderbar?“

„Die Vorstellung, dass manche Menschen nicht irgendwann auf natürliche Weise diese Welt verlassen würden, hat für mich den höchsten Gruselfaktor überhaupt. Ich bin also äußerst dankbar für die Endlichkeit bzw. Transformation jedweden Lebens“

291. Wasserglas


Der Optimist freut sich über das halb volle Glas. Der Pessimist meckert ob der halben Leere. Beide trinken das Wasser bei Durst mit dem gleichen Genuss.

290. Vampire


„Vampire mögen keine Kreuze.“

„Warum eigentlich nicht?“

„Sie reagieren mit allergischem Schock auf Dummzeugs. Das macht sie mir sympathisch.“

289. Ohne mich


Ohne mich gäbe es mich nicht.
Drum gebe ich fein auf mich acht,
sorge für mich, verzeih mir so manches
und bin mir ausgesprochen freundlich gesinnt. 

288. Hasse ich?


„Sie hassen wohl alle Rechtsradikalen, Frau Müller?“

„Hassen? Das wäre ein bissl zu viel der Ehre und der Aufmerksamkeit. Ich nehme sie zur Kenntnis; ordne ein, was sie treiben; kritisiere, lehne ab und manch einem dort Verirrten schenk ich auch mein Mitgefühl. Alles andere wäre verschwendete Energie, die ich positiv lieber Menschen mit einer anderen Weltanschauung und Lebenseinstellung zukommen lasse.“  

287. Finderei


Vieles findet einen wie von selbst, wenn man endlich mit der Sucherei aufhört.

286. Wahrheiten


Die Wahrheit einer Wahrheit ist, dass sie immer die meine und nicht die deine sein wird.

285. Liebevolle Akzeptanz


Meine Erfahrung: In der liebevollen Akzeptanz all dessen was (man) ist, liegt schon der Keim der zukünftigen Veränderung.

Oder anders ausgedrückt: Ein tiefgehendes, umfassendes "ich bin" lässt keinen Raum für müsste, könnte, sollte.

284. Affektregulierung


„Sie dürfen doch das Tun von jemandem nicht durch vulgäre Wortwahl ab/bewerten!“

„Doch, manchmal schon. Reguliert meine Sozialverträglichkeit und innere Gesundheit aufs Beste. Jedes andere Verhalten meinerseits wäre als Reaktion sonst von strafrechtlicher Relevanz oder eine mutwillige Selbstverletzung.“

283. Innere Landkarte


Auf der eigenen, inneren Landkarte zu wandern.
Im Dunkeln, im Licht, durch alle Schattierungen.
Welch ein Abenteuer!

282. Anbetung


Egal zu welchem Gott, Führer oder Symbol du betest,
egal mit welcher Weltanschauung du dich gerade schmückst,
deine Meinung und deine Haltung sind nicht akzeptabel,
wenn du über Leichen gehst und wenn du dich erhöhst,
indem du andere durch den Dreck schleifst.
Ich werde das niemals tolerieren.

281. Alles sein


In einer Welt, in der du Alles sein könntest, sei vor allem eines:
Freundlich und liebevoll. Zu dir und zu allen anderen Lebewesen.

Nichts, aber auch gar nichts, hindert dich daran
freundlich, mitfühlend, zugewandt zu sein.
Deine Entscheidung. Deine Verantwortung.

280. Rebellion


Dafür sein ist quasi die hohe Kunst der Rebellion und die eigentliche Kraft der Veränderung. Sie ist das Lachen, welches sich aus dem Schmerz und dem Zorn erhebt und Widerstände kreativ und geduldig überwindet.

279. Zukunft


Die effektivste Möglichkeit die Zukunft vorherzusagen ist, sie selbst mit zu gestalten.

278. Intolerant


Ja, ich bin intolerant gegenüber bestimmten Haltungen. Aber sowas von. Was passiert, wenn man auf dem politischen Parkett in der eigenen Toleranz, der Fairness, dem korrekten, demokratischen Verhalten gegenüber Intoleranten, Unfairen, Antidemokraten schwelgt, konnten wir 1933 erleben.

277. Sich mitnehmen


Eine Lebenserfahrung, die mit viel Schmerz, tausend Umwegen und einem elendigen Hin und Her verbunden waren: Ich nehme mich immer mit! Im Äußeren kann ich rennen, hüpfen, tricksen, mich verstecken und doch im Inneren starr in Eiseskälte verharren, vor Panik zittern, im alten Schmerz mich suhlen.

276. Dafür sein


Dagegen sein bedient unseren Schmerz, unser Mitgefühl, unsere Scham und unseren Zorn.
Dafür sein jedoch speist sich aus einem tiefen Wohlwollen zum Leben, weiß um die die nährende Kraft von Träumen und verfügt über einen langen Atem.

275. Dem Menschen schuldig


Nicht Erbarmen, sondern Gerechtigkeit ist der Mensch dem Menschen schuldig.

274. Weglaufen sinnlos


Dann rennst du davon
Fliehst dem Ungemach
Auf seltsamen Wegen
Bemerkst viel zu spät
Dass du selbst den Samen
Deines Unglücks mit dir trägst 

273. Ermutigung


Gerade in Momenten, in denen wir glauben, alles sei verloren und der Schmerz würde uns den letzten Rest unseres Atems rauben, sammelt sich auf einmal eine Kraft in uns, die uns erhebt und wieder Luft holen lässt. Manchmal ist der Auslöser eine bedingungslos gereichte Hand, manchmal ein flüchtig zugeworfenes liebes Wort, manchmal ein Lächeln im Vorübergehen und manchmal ein blinzelnder Blick in den Spiegel.

272. Kinder sind


Kinder waren und sind mir nie eine Last,

sondern immer eine Bereicherung.

271. Man darf jetzt


"LG Gießen bestätigt: AfD darf rechtsextremistisch genannt werden."
 "Da steht "darf". Warum eigentlich nicht "muss"?"
"Weil man nicht müssen muss, was man darf."
"Aber man darf jetzt müssen, wenn man muss. Immerhin."

270. Was sie meinen


Toleranz beginnt da, wo es weh tut,
Akzeptanz dort, wo Gelassenheit
sich mit Wohlwollen trifft.

269. Was sie meinen


Gestern wie heute: Sie reden von Befreiung. Sie reden von Verteidigung. Sie plappern von Menschenrechten. Doch was sie meinen ist: KRIEG. Immer.

268. Grenzüberschreitungen


Meine Anständigkeit hat ihre Grenzen. Manche Menschen überschreiten diese durch ihr Verhalten und durch ihre Worte. Dann erlaube ich mir emotional zu agieren/reagieren.

267. Wohlbefinden


Es gibt einen eindeutig nachgewiesenen Zusammenhang zwischen
Leistungsfähigkeit und persönlichem Wohlbefinden. Konsequenzen?
Lernt und lehrt man sowas heute noch irgendwo?

266. Nicht vergessen


Bei all dem Gequatsche ob RECHTS oder LINKS
sollte man doch nicht vergessen,
dass es vor allem um das OBEN und UNTEN geht.

265. metoo


Für mich ist das Beste an der „#metoo“ Bewegung, dass junge Menschen überall auf der Welt miterleben können, dass Täter nicht mehr automatisch geschützt sind durch Status, Reichtum, Macht. Die dickste Ermutigung überhaupt. Seit Generationen. Und es wird die kommenden Generationen verändern. Das ist gut so.

264. Gib


Gib all deinen Träumen Farbe,
deinem Lachen bunten Klang,
deiner Furcht den Mut zur Seite.
Lieb dich frei ein Leben lang!

263. Meine Art


Mein Gefühl der Liebe ist nicht an Alter und Geschlecht gebunden und schon gar nicht an Sexualität.
Ich teilte, teile und werde meine Sexualität teilen mit Menschen, die ich liebe.
Ich teilte, teile und werde meine Sexualität teilen mit Menschen, in die ich verliebt bin, oder auch nicht, aber die ich niemals lieben werde.
Und ich liebe Menschen, mit denen teilte, teile und werde ich meine Sexualität niemals teilen.
Alles gleich wunderbar, bereichernd und befriedigend.

262. Mit mir


Selbstbefriedigung ist ein intimer Akt mit der Person, die ich am besten kenne.

261. Niemals


Ich werde mich niemals deiner Menschenverachtung ergeben und käme sie auch noch so freundlich grinsend daher.

260. Verlorene Zeit


Willst du sie halten, so voller Lust und Begier,
dann rennt sie davon wie das schnellste Getier.
Doch kriechend, sich windend, schleicht sie daher,
wenn schnell du sie bräuchtest ganz ohne Geplärr.
Du kannst sie teilen und freudig verschenken,
doch nie hältst du sie wirklich in deinen Händen.
Sie bleicht deine Haare und sie zerfurcht dein Gesicht.
Du kannst sie einteilen, doch zähmen kannst du sie nicht.
Geht sie verloren, ganz unbedacht, dann ist es vorbei,
sie wieder zu finden, steht dir niemals frei.

259. Verarschung


„Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht was sie tun.“

Die größte Verarschung überhaupt. Sie wussten und wissen immer, was sie warum, wie und gerade jetzt tun.

258. Ihr seid euch gleich


Es ist egal, welche Namen ihr euch gebt, zu welchem Gott ihr geifernd betet, welchen Gedankenwelten, welchen Führern ihr schafsköpfig, zähnebleckend hinterher rennt: In eurem Hass, in eurer zerstörenden Menschenverachtung seid ihr, mit bluttriefenden Händen und eiskalten Herzen, euch alle gleich.

257. Anrede

„Sehr geehrte Damen und die, die damit auch gemeint sind.“

256. Therapie ist


Sich auf die Suche zu machen nach dem Menschen, der du warst, bevor du der wurdest, der du sein musstest, um dann vielleicht heute der zu werden, der du eigentlich hättest sein können.

255. Wehmut


Mit leisem Weh dem Vergangenen gedenken,
um dann mit Mut das eigene Leben neu zu gestalten.

254. Demut ist


Demut ist, einen sicheren Ort
in mir selbst zu haben,
an den ich gehen, die Tür schließen
und in Frieden sein kann. 
Wie in einem tiefen See der Stille.

253. Karriere


Aufgrund irrationaler Besorgtheit wählen viele Bürger den Metzger zu ihrem Anführer, getragen von der unseligen Hoffnung, dass dann sie persönlich, und nur sie, von ihm zum Schlächter erhoben werden würden.

252. Träume


Im Meer der Träume liegt
so manch versunkenes Schiff,
das tief in sich verborgen
Verbotenes bewahrt

251. Dafür sein


Gegen etwas zu sein verlangt Erkenntnis und Mut. Für etwas zu sein jedoch erfordert neben der Erkenntnis auch Fantasie und neben dem Mut auch Beharrlichkeit und Vertrauen in die Kraft der eigenen Visionen.

250. Kinder sind


Kinder sind: liebevoll, zärtlich, wütend, fordernd, lernbereit, hoch motiviert, leise, laut, quengelnd, mitfühlend, kreativ, spontan, ungebeugt, offen, verständnisvoll, kooperativ, grenzverletzend, verschmust, misstrauisch, zugeneigt, bestimmend, hilfsbereit, teilend, fantasievoll, freundlich, dickköpfig, schusselig, begabt, zornig, diskussionsfreudig, tolerant, verschmitzt, vertrauensvoll, verletzlich, verletzend, quirlig, anstrengend, bereichernd, … … … und, und, und. Genau wie du und Du und Sie und ich.

249. Spielzeug


Die Wichtigkeit und den Stellenwert eines Spielzeuges bestimmt letztendlich nur das Kind, egal welchen Blick ich als Erwachsene auch darauf haben mag. Dies gilt es zu respektieren.

248. Selbstgewissheit


Wer man ist.
Wo man steht.
Woher man kommt.
Wohin man will.
Die Zuversicht,
dass der Sturm,
mag er noch so heftig sein,
einen niemals in Gänze
beugen wird.

247. Entschuldigung


Eine Entschuldigung, die auf Selbstreflexion und Erkenntnis beruht – gerne.
Eine Entschuldigung, die nur dem Erwartungsdruck von außen geschuldet ist – nein danke.
Diese antrainierten Fließbandentschuldigungsorgien, zum Beispiel in manchen Kindergärten, finde ich widerlich.
Gilt übrigens für kleine und große Menschen gleichermaßen.

246. Beharrlich


Bleibt beharrlich in eurer Menschenliebe,

eurem Mitgefühl und eurer Hilfsbereitschaft.
Es gibt keine Alternativen. So gar keine.

245. Meer


„Jeder Mensch ist doch nur wie ein Tröpfchen in einem riesengroßen Meer.“
„Und doch sind wir alle zusammen das Meer.“

244. Der narzisstische Mensch


Ein narzisstischer Mensch liebt weder die anderen noch sich selbst. Liebe ist ihm insgesamt ein völlig unbekanntes Universum, dessen alleinige Existenz ihm schon undenkbar ist.
Es ist deshalb sinnlos von ihm die Sprache, die Regeln, die Umgangsformen dieser ihm doch total fremden Welt einzufordern. Er versteht nicht, über und von was sein Gegenüber spricht. Die Welt, in der er sich bewegt, ist ein ständiges Kreiseln um sein in wesentlichen Teilen beschädigtes Ich, dessen Beschädigung er jedoch nicht wahrhaben kann, da ihm ein Bezugssystem, das der Liebe, schlichtweg fehlt. Aus diesem Grund spürt er auch keinen Leidensdruck, hat kein schlechtes Gewissen und versteht all die an ihn heran getragenen Erwartungen überhaupt nicht. Er ist in seiner Wahrnehmung das ewige, missverstandene Opfer und niemals Täter.
Beratungsresistent und nicht therapierbar.

243. Verleugnung


Das größte Schrecknis ist doch: Die meisten Menschen schauen gar nicht weg, sondern sie bemerken es schlichtweg nicht, wenn Unsägliches neben ihnen und in ihrem Namen überall auf der Welt geschieht. Sie blenden es einfach aus, blättern weiter, klicken weg, hören nicht zu, wechseln schnell das Thema. Sie wollen davon nichts wissen, hören, sehen. Ganz so, als gäbe es das Furchtbare nicht, wenn sie es nur nicht wahrnehmen würden. Wie kleine Kinder in der magischen Phase. Nur sind sie keine unschuldigen, kleinen Kinder mehr, sondern verantwortliche, (mit)schuldige Erwachsene. Der Zauberstab des Verleugnens als Waffe gegen die elendige Realität ist schon lange zerbrochen.

242. Veränderungen


Jede Veränderung hat ihre guten und schlechten Seiten,
um die bisherigen guten und schlechten Dinge zu ersetzen,
Es ist verführerisch, zurückzuschauen und zu sagen, dass
es früher besser war – aber das macht es nicht wahr.
Anders ist nicht schlechter oder besser. Es ist nur anders.

241. Verantwortung


Keine Verantwortung wird dadurch geringer,
dass andere auch verantwortungslos sind.

240. Hass


Hass gebiert nur Hass,
Gewalt nur Gewalt.
Die Spirale dreht und dreht sich.
Und alle drehen fleißig mit.
Ach Mensch, du machst es
einem schwer, dich zu lieben.

239. Mittelmäßigkeit


Da habe ich mich mein ganzes Leben über Mittelmäßigkeit aufgeregt.
Heute bin ich schon froh, wenn manch Gegenüber zumindest dieses Niveau erreicht.

238. Melancholie


Melancholie wandert im Schatten, weiß
jedoch um dessen Bedingtheit durch das Licht.

Depression verliert sich an die Dunkelheit,
vergisst oder verleugnet die Existenz des Lichtes,
auch wenn sie hin und wieder von einem Blinzeln
desselben berührt wird.  

237. Sinnfrage


Ich glaube ja eh schon immer, dass es diese ganzen Religionen nur aus einem einzigen Grunde gibt: Angst vor der Endlichkeit des eigenen Lebens. Der Tod lehrt doch, dass alles Streben nach materiellem Haben, Haben, Haben letztendlich für die Katz ist. Er konfrontiert erbarmungslos mit der Sinnfrage. Wie schön bequem und entlastend ist es da doch, dass jemand einem eine Antwort in Form von fantasievollen Geschichten immer und immer wieder leicht verdaulich vorkaut.

236. Hart


"Das Leben ist hart. Da gibt es nichts zu lachen."
"Und jetzt gehen Sie vor den Spiegel und sagen das Ganze noch einmal."
"Das ist doch lächerlich!"
"Eben."

235. Blinder Fleck


Die eigene Psyche ist wie ein blinder Fleck, den wir noch so toll ausleuchten können, wir kommen doch alleine nicht an das Wesentliche heran, denn wir tricksen uns zu gerne und zu oft mit früh gelernter Eloquenz komplett selber aus.

234. Absicherung


Wenn ich mir ein neues Buch kaufe, lese ich immer die letzte Seite zuerst.
Falls ich sterbe, bevor ich fertig bin, kenne ich wenigstens das Ende.

233. Hörbücher


Meine Erfahrung mit Hörbüchern: Wenn der. die Vorleserin an den spannendsten Stellen schläfrig die Stimme absenkt, bei lustigen Sequenzen griesgrämig nuschelt, die Stimme insgesamt in gleicher Tonhöhe wie eine alte Lok am Berg durch die Aufnahme keucht oder den Enthusiasmus eines eine Klassenarbeit kurz vor den Sommerferien schreibenden Achtjährigen transportiert, dann, ja dann kann die eigentlich saugute Textvorlage auch nichts mehr retten.

232. Mitgefühl


Mitgefühl zeichnet sich dadurch aus, dass es sich außerhalb eines Täter-Opfer Schemas befindet. Ich kann sehr wohl Mitgefühl mit einem Menschen haben, auch wenn ich sein Tun verabscheue, ablehne oder bekämpfe. Das eine hat mit dem anderen in meiner Welt nichts zu tun.

231. Für die Katz


Bei jedweder Form von Suchtverhalten gilt: Solange da noch ein inneres "Wann darf ich wieder?" ist, ist eigentlich jede Maßnahme und Intervention langfristig gesehen für die Katz. Wer darauf nicht achtet, will entweder Kohle mit falschen Versprechungen machen; ist in der Co-Abhängigkeit verfangen, verarscht sich selbst, oder will auf eine komische Art und Weise Macht ausüben bzw. sich selbst erhöhen.

230. Die Öffentlichen


Wenn ich früh morgens mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bin, habe ich den Eindruck in einem stummen, traurigen Heer von Menschen in tiefster innerer Emigration unterwegs zu sein.

229. Der Unterschied


„Schätzchen, ich verreck am echten Leben, derweil du noch darüber grübelst, welche Nuancen in dieser oder jener Theorie nachgeschliffen oder gar gänzlich abgelehnt werden müssten.“

228. Paarung


Das innere Kind reicht dem alten Weib kichernd die Hand.
Eine Paarung mit Sprengkraft. Was haben wir zu verlieren? Eben!

227. Nenn sie beim Namen


Nenne es nicht "Kinderpornografie" sondern "Sexuelle Gewalt an Kindern"!
Nenne diejenigen, die sich das ansehen, nicht "Nutzer oder Konsumenten", sondern "Täter"!
Nenne diejenigen, die wegsehen und schweigen, nicht Ignoranten, sondern "Mittäter"!

226. Deine Angst


Wenn deine Angst mein Gewinn ist, warum sollte ich dann irgendwas tun, damit du deine Ängste verlierst? Ganz im Gegenteil werde ich sie doch lieber mir zum Wohle weiter nähren und füttern. Du wirst dich dann in deinen Ängstlichkeiten derart verfangen, dass du mich, ohne große weitere Anstrengungen meinerseits, immer wieder als den Heilsbringer hofieren wirst. Denn ich gebe deinen Ängsten Namen und Gesichter. Meine vermeintliche Größe gibt dir das Gefühl, deine Ängste in den Griff zu bekommen. Du wächst ein kleines bisschen innerlich, indem du mich groß machst. Ohne mich wärst du vielleicht einfach nur mutig, kreativ, flexibel, lebendig. Doch ich wäre dann ein Nichts. Das kann und werde ich nicht gut heißen. Also lass uns weiter nach meiner Melodie tanzen. Tanze, tanze, tanze, du dummes Ding.

225. Keinen Grund


Warum sollten Menschen, die super reich, satt, voller Einfluss und Macht sind, an den Verhältnissen, die sie dazu mach(t)en, etwas ändern wollen? Nennt mir einen ihnen verständlichen Grund.

224. Monster


Es ist deine Angst, von der sich Gespenster und Monster nähren. Wird sie kleiner, dann schwinden auch sie und sind zuletzt nur ein winziger Pups im Wind.

223. Nicht wissen


Mich erschreckten schon immer die prompten, glatten Antworten auf verzwickte Fragen und dass sich kaum jemand mehr traut zu sagen: Ich weiß es auch noch nicht!

222. Internet


Das Schöne am Internet ist, dass ich mitten in der Nacht mit jemandem am anderen Ende der Welt den Sonnenaufgang via Skype erleben kann.
Das Zweitschönste ist, dass, wenn man nachts virtuell um die Welt wandert, man ganz und gar kostenlos all seine Fremdsprachenkenntnisse aufgebessert bekommt.
Das Drittschönste ist, dass man es, immer wenn man will, einfach abschalten kann.

221. Dunkles Schweigen


Ich hatte das Glück, dass niemand von meinen Erwachsenen damals behauptete, man hätte von nichts gewusst.
Ich hatte jedoch das Pech, dass sie mir niemals erzählten, was das alles mit ihnen machte und immer weiter gemacht hat. Da war ein großes, dunkles Schweigen.

220. Nicht aus Mangel

Sicher ist der Mangel oft der Hauptgrund des Begehrens. Doch wer kann sich anmaßen zu behaupten, dass es nicht auch anders sein kann? Vergnügen am reinen Überschuss? Lust an purer Verschwendung? Verteilung von Liebe und Intensitäten, ganz ohne Mangel? Dass man begehren kann, ohne etwas zu vermissen?!

219. Wahrheiten

Ich mag den Begriff "Missbrauch" nicht, weil er suggeriert, es gäbe womöglich einen nicht misslichen "Gebrauch". Warum spricht man eigentlich nicht durchgängig von sexueller Gewalt? Nichts anderes ist es doch: Gewalt, die Sexualität zu ihrem Instrument macht, oder?

218. Wahrheiten


Eine Wahrheit? Deine Wahrheit?
Wassertröpfchen im Fluss des Lebens.
Vorbeiziehend. Vermischt. Verdunstet.
Aufbewahrt? Im Augenblick. Wahrhaftig.

217. Gefährdet


„Stehen wir schon auf der Liste der gefährdeten Arten?“
„Nein, aber wir arbeiten dran. Wir arbeiten wirklich dran!“